Rozette Kats im Online-Zeitzeugengespräch

Unter Corona-Bedingungen sind die Möglichkeiten in der Schule sehr begrenzt.

So sind Veranstaltungen mit Gästen oder auch Besuche von außerschulischen Lernorten wie Gedenkstätten nicht durchführbar.

So erging es auch dem Kurs des Seminarfachs des 12. Jahrgangs mit dem Thema „Jugend und Nationalsozialismus“ der KGS Moringen. Ein Kurs, der gerade von Exkursionen an Orte der Erinnerung aber auch von dem Kontakt mit Zeitzeugen lebt.

Hier versuchte die KGS neue Wege zu gehen:

Rozette Kats aus den Niederlanden war am Freitag online zu Gast im Kurs und erzählte ihre Geschichte.

Sie überlebte als „verstecktes Kind“ den Nationalsozialismus und Ihre Eltern wurden in Ausschwitz ermordet. Rozette Kats selbst wuchs bei Pflegeeltern auf und erfuhr mit sechs Jahren von ihrer Herkunft und ihren jüdischen Eltern.

Diese Erfahrung beeinflusste ihr Leben enorm. Erst im fortgeschrittenen Alter gelang es ihr diese psychischen Belastungen zu bearbeiten und sich vermehrt in der Erinnerungsarbeit zu engagieren. Sie selbst beschreibt es als ihre „zweite Geburt“, als sie mit 50 Jahren begann durch den Kontakt mit anderen „versteckten Kindern“ die Geschichte ihrer Eltern zu erforschen. Seit vielen Jahren besucht sie nun Schulklassen und das ist ihr auch besonders wichtig, weil es „nur durch Empathie für andere“ – so Rozette Kats in dem Gespräch – möglich sei, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen.

Entsprechend war sie von der Idee eines online-Gesprächs sehr angetan.

Fast zwei Stunden lang sprach sie mit den Schüler*innen über ihr Leben.

Für die Schüler war es eine beindruckende Erfahrung. „Für mich ist die Geschichte von Frau Kats sehr emotional bewegend“, so schildert Lukas seinen Eindruck. Ähnlich hat es Luisa erlebt: „Um ehrlich zu sein war das Gespräch für mich heute am emotionalsten. Ich hatte die ganze Zeit Gänsehaut und musste zum Schluss echt mit den Tränen kämpfen. Für sie kann Rozette Kats ein großes Vorbild sein. Auch Paula zeigt sich beeindruckt, wie Rozette Kats „trotz ihrer schrecklichen Erinnerungen so ein optimistischer Mensch“ ist. Für Lara zeigt Rozette Kats Geschichte, „dass die Nazis nicht ‚nur‘ damals viele Leben zerstört haben, sondern es irgendwie bis heute noch tun.“

Auch die Form eines digitalen Zeitzeugengesprächs wurde nicht störend empfunden, so Lara. Dadurch, dass Rozette Kats im Bild nah war, Dokumente und Bilder in die Kamera hielt und auch direkt gefragt werden konnte, war es unmittelbarer als Filme und Dokus.

Allerdings sei es trotzdem nicht mit einem persönlichen Treffen vergleichbar, meint Jolana.

Besonders beindruckend für die Schüler war die Schilderung ihrer Besuche in Auschwitz, wo ihre Eltern und ihr Bruder ermordet wurden und wo das Ziel der Studienfahrt der Schüler im September liegt, falls Corona es zulässt.

Unterstützt wurde diese Veranstaltung durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Northeim.

Rozette Kats (oben 2. v.links) im Gespräch mit Schüler*innen der KGS Moringen